Unser Bauwagen

Der Bauwagen, als Dauerleihgabe eines Clubkameraden, wurde von allen Mitgliedern in mühevoller Arbeit wohnlich gemacht und auch äußerlich aufgehübscht.

Ein neues Fenster kam hinein, der Fußboden mußte neu, und die Wände wurden isoliert. Dazu bekam der Anhänger eine neue 230V -Installation.

Andere Räder mußten auch her.

Außen gab es neue Farbe, Abdichtarbeiten, eine Markise und eine neue Lichtanlage.

  Und nun wollen wir den Bauwagen "legalisieren" ,

das heißt, er soll Papiere erhalten und offiziell am Straßenverkehr teilnehmen dürfen, ohne Risiken mit der Rennleitung einzugehen.

 

Damit ging die unendliche Geschichte los!

 

Telefonisch wurde bei der zuständigen TÜV-Niederlassung von uns erklärt, was für Aufgaben unser Bauwagen bei uns übernehmen soll, nämlich uns auf allen möglichen Veranstaltungen ein Dach über dem Kopf bieten.

 

Gut, daß keine Betten darin vorhanden sind, dann wäre es nämlich ein Wohnwagen...

Da das Typenschild noch dran war, und somit auch Online-Zugriff auf ein Datenblatt möglich war, wurde ein TÜV-Termin vereinbart.

 

Der TÜVer nahm sich unseres Wagens an:

Zuerst die Elektrik. Alles bestens, jede Lampe leuchtete, wenn sie sollte!

Dann der Innenraum, alles prima, es war kein Bett darin! 

Also ein typischer Bauwagen im Sinne des Gesetzgebers.

Jetzt rauf auf die Grube! Nächste Frage: wo ist denn die Fahrgestellnummer? Auch nach langem Suchen und Farbe abschmirgeln war sie nicht zu finden. Dann die Erlösung: Wir dürfen sie neu einschlagen. Dabei half uns der nette Prüfer!

Gott sei Dank, jetzt kann ja eigentlich nichts mehr passieren. Oder?

 

Die Reifen wurden überprüft, soweit in Ordnung, nur die Größe war nicht eingetragen.  Na gut, dann wird die neue Größe gleich mit eingetragen.

 

Jetzt noch die Felgen ansehen, und es folgte der nächste Schreck: Bei der Restaurierung haben wir Winterreifen auf Felge verwendet, die bei einem Clubmitglied übrig waren. Diese waren eigentlich für einen Mercedes Kombi vorgesehen. Für einen Bauwagen reichte die Tragfähigkeit der Felgen nicht aus. Kurzerhand wurde dann unser rollendes Domizil jetzt von 1275 kg auf 1200 kg ZGG abgelastet.

 

Obwohl beim TÜV schon bald Feierabend erreicht war, fiel unserem Prüfer plötzlich das Fenster in der Giebelwand auf. Auf seine Frage, ob das denn so original wäre, kam die Antwort: Keine Ahnung, das war da schon drin. Damit haben wir zwar unseren Holzwurm im Club, der das Fenster neu gebaut und eingepaßt hat, verleugnet, aber Notlügen sind ja gestattet.

 

Jedenfalls muß dieses Fenster jetzt noch Fensterläden erhalten, weil in der Betriebserlaubnis steht:  Die hintere Trittstufe muss hochgeklappt und das Fenster vor  Fahrtantritt auf öffentlichen Straßen geschlossen sein.

 

So bekamen wir den positiven Prüfbericht gegen eine Zahlung von 174,53€

 

 

Einige Tage später sollte dann die Zulassung erfolgen:

 

Auch dieses war für Laien eine interessante Episode. Nach dem Studieren der Unterlagen hieß es dann: GEHT SO NICHT!

Laut TÜV war unser Vehikel eine Baubude. Eine Baubude ist zulassungsfrei mitzuführen, von Handwerkern und von Baustelle zu Baustelle.

Auf den Hinweis: Wir fahren ja auch nur von A nach B, und Handwerker sind die meisten von uns auch, kam Kopfschütteln und die Antwort, wenn ihr mit euren alten Treckern und in eurer Kluft von der Polizei angehalten werdet, dann habt ihr keine zulassungsfreie Baubude dabei, sondern einen "Anhänger geschlossener Kasten". Das könnte dann teuer werden!

 

Ein direkter heißer Draht und ein ein Telefongespräch auf dem kurzen Dienstweg, und schon durfte, sogar handschriftlich und mit Dienstsiegel, das Datenblatt geändert werden.

 

Im nächsten Raum sollte nun die Zulassung erfolgen. Nach Stirnrunzeln und Rücksprache mit den Kollegen hieß es dann:  Wo ist dann der Eigentumsnachweis, der fehlt!

Weil kein Kaufvertrag vorlag, mußte noch eine eidesstattliche Erklärung abgegeben werden, und schon war der "Anhänger geschlossener Kasten" zugelassen, mit Nummernschild in schwarz und alle zwei Jahre muß das Fahrzeug nun zur Hauptuntersuchung.

 

Der Kassenwart war nicht begeistert, er mußte dafür insgesamt 285 Euro berappen, aber immerhin können wir jetzt mit ruhigem Gewissen unsere Baubude auch auf der Straße genießen.

 

 

Gut daß es in jeder Behörde auch Menschen gibt, die mitdenken können, sonst würde uns wohl in Deutschland die Bürokratie auffressen. Auch wenn unser Anliegen etwas aus der Norm fiel, haben alle daran Beteiligten ganz toll mitgeholfen, denn für bescheuerte Vorschriften können die ja auch nichts....

 

Falls jemand noch mehr darüber wissen möchte, bitten wir um eine Email über Kontakt oder Gästebuch